Tag 7 – Mo, 18.01.21

Tag 7 – Mo, 18.01.21

Ich werde um 07:30 Uhr wach, höre um kurz nach 08:00 Uhr drüben Sohn. Ich will mich zu ihm kuscheln, „Geh weg!“. Hmmmm… Kein guter Start.

„Okee, ich würde nur gerne wissen, ob Du den Klassencall (kein Unterricht, sondern eine Art Morgenrunde) um 08:30 Uhr, machen willst.“
Will er nicht.
Ich hatte der Lehrerin zwar geschrieben, dass es sein kann, dass er um 08:30 Uhr noch nicht am Start ist, jetzt habe ich aber doch irgendwie so ein „Obrigkeitsgefühldingsda“ und bequatsche ihn, so dass er dann doch mehr schlecht als recht um 08:30 Uhr vorm Laptop sitzt.

Der Schultag fängt nicht gut an.

Ich hab so viel im Kopf (Cool Cats, Wertemobil, Buchhaltung, Blog) und muss mich jetzt erst um die Kinder kümmern, wer wann was für Stunden hat. Das fällt mir heute schwer, weil ich eigentlich MEINE Dinge machen möchte. Muss.

Ich drucke beide Wochenpläne aus und verschaffe mir einen Überblick. Kurz denke ich „Warum hast Du das nicht gestern Abend gemacht?!“ Ach ja, da war ich einfach zu müde. Wir sind ja um 07:00 Uhr aufgestanden, um einen Schneemann bauen zu gehen. Und ich hatte definitiv eine zu kurze Nacht mit zu viel, sehr leckerem Rotwein.

Tochter sitzt vorm Laptop und warte auf den Deutschunterricht, arbeitet zeitgleich an ihrem ersten Arbeitsblatt für heute. Sohn macht Mathe.

Kurze Verschnaufspause für mich, ich mache mir endlich einen Kaffee, stehe in der Küche und schaue aus dem Fenster.

Mein Kopf platzt. Zu viel auf einmal. Ich atme. Hilft nicht.

Für Sohn richte ich Papas Laptop ein, er hat gleich Deutschunterricht oben in der Küche.

Endlich bin ich alleine.

Mist, wo fange ich an. Mit was fange ich an.

Wenn ich zu viel zu tun habe, dann werde ich manchmal durcheinander und weiß nicht, wo ich anfangen soll, kann mich gar nicht mehr konzentrieren.

Ich atme. Dieses Mal hilft es.

Eins nach dem anderen, Judith. Mach Dir eine Liste.
Was ist das Wichtigste?

Ich fange an, die Cool Cats Künstler anzurufen. Will über unseren neuen Exklusiv-Deal berichten. Lege wieder auf. Keine Energie, Kopf ist zu wirr.

Peggy von den Cats ruft zurück. Ich muss fast sofort heulen. Na toll.
Wir haben ein gutes langes Gespräch. Ein wichtiger Satz von ihr: „Und wenn es nicht geht, dann lass halt alles weg!“ Und damit meint sie alles. Homeschooling und meine Arbeit. Recht hat sie. Noch kurz über den Job gesprochen, Knutscha durch die Leitung geschickt, Tochter kommt schon wieder rein. Ich gebe ihr die nächste Aufgabe. Sie jammert, motzt, hat keine Lust.

Sohn kommt runter, der Akku vom Laptop war leer, jetzt kommt er in den Call nicht mehr rein, schnell nach oben und ihm helfen.

Wieder unten, liegt Tochter auf’m Boden. KEINEN BOCK!
Mit viel Überreden macht sie das Arbeitsblatt fertig. Ich suche ihr die nächste Aufgabe raus. Verstehe etwas nicht, schreibe die Lehrerin an. Im Sachunterricht soll das Geburtstags-Heft beendet werden. Hmmmm…. Wir fangen dann mal damit an. „Versuche insgesamt 10 Personen (oder gerne mehr) einzutragen.“


Ich sitze da und fange an zu weinen.

Beide Kinder gucken mich bedröppelt an „Warum weinst Du?!“
„Ich weiß es nicht. Ihr habt nix falsch gemacht. Mir ist einfach gerade alles zu viel.“

Ich versuche, mich zu beruhigen. Wenn ich an das Geburtstags-Heft denke, fange ich fast sofort wieder an. Ich finde das ist eine tolle Idee! Aber, und das ist das eigentliche Problem: ICH muss mit ihr das ZUSAMMEN machen. Sie kann alleine noch keine Daten schreiben. Sie muss Oma und Omi anrufen. Ihre Freundinnen. Das kostet MICH Zeit.

Sohn hilft seiner Schwester und zeigt ihr, was sie im Einstern (Mathe-Heft) machen soll. Sie arbeitet drüben, er mir gegenüber. Nach ein paar Minuten „Mama, warum weinst Du denn immer noch?“ „Alles gut, ich beruhige mich gerade, es ist nicht wegen euch. Wirklich. Ich bin gerade einfach überfordert.“

Ich checke endlich mal meine Mails. Lese die Antwort von Sohn’s Lehrerin bzgl. Klassencall: „In aller Kürze: Lassen Sie ihn schlafen! LG“
Ich muss schon wieder weinen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich schicke ihr ein dickes „Danke“. Für ihr Verständnis.

Nach zwei Seiten Einstern schicke ich Tochter nach oben zu Papa, er soll das Geburtstagsheft mit ihr machen. Sohn arbeitet sich fleißig durch seinen Wochenplan, ruft irgendwann „Ich mal mal Pause!“ und rennt auch nach oben.

11:20 Uhr ruft mich eine Mama an „Du, ich soll Dich anrufen. Dein Sohn hat seit 5 Minuten Deutsch-Unterricht.“
MIST! Schon wieder einen Call vergessen!
Ich renne hoch und hole ihn.

Ich kontrolliere heute nichts, iss mir alles egal. Ich bin durch.

Das Problem bei mir ist:
-ACHTUNG, jetzt wird es sehr persönlich… ;-)-
In meiner ersten Ehe habe ich so viel geweint, dass ich heute, wenn ich auch nur 5 Minuten weine, danach komplett erschöpft bin.  Echt jetzt. Irgendeine Verknüpfung scheint in meinem Körper noch aus dieser Zeit zu bestehen: „Weinen = großer seelischer Schmerz“. Auch wenn das heute gar nicht mehr so ist.

Ich sitze also da und weiß nicht, was ich machen soll. Da kommt mir Peggy’s Satz von vorhin in Erinnerung: „Und wenn es nicht geht, dann lass halt alles weg!“ Mache ich jetzt.
Ich fange an Tagebuch zu schreiben, diese Worte hier. DAS tut mir gut. Das tut mir die letzten Tage immer gut. Das geht mir leicht von der Hand.

Gegen 14:30 Uhr gehe ich hoch, Frank guckt mich leicht erschrocken an „Was ist los?“.
Ich seufze „Nimm mich einfach in den Arm, ja? Ich erkläre es Dir später.“

Um 15 Uhr kommt spontan meine  Freundin Kitty mit ihrer Tochter vorbei. Das sind unsere Premiumfreunde. Eine Freundin für mich und eine Freundin für die Kinder. Frank braucht keinen Außenkontakt. 😉
Das tut mir gut. Die Kinder spielen und wir reden und reden und reden. Und lachen. Kitty ist begeistert, dass ich endlich schreibe. „Das sage ich Dir seit Jahren!“

Ich komme langsam wieder in einen „leichten“ Zustand.

Abends zoome ich mit meiner Freundin Johanna zwei Stunden lang. Mit mindestens einem Glas Sekt. Auch das tut mir sehr gut. Ich erzähle ihr von meinem Tagebuch, von dem Blog, den wir gerade vorbereiten. Sie findet die Idee auch gut.
Ich bin echt erleichtert.
Wenn ich Johanna um ihre Meinung zu einem vielleicht kritischen Thema bitte, sagt sie oft: „Willst Du die ich-bin-Deine-Freundin-gebe-Dir-recht-Meinung oder meine wirkliche Meinung hören?“ Meistens verdrehe ich dann die Augen und sage, dass ich natürlich ihre Meinung hören will. Die mir oft nicht gefällt. Mir aber eine andere Perspektive eröffnet.

Eine wichtige Sache sagt sie mir auch noch „Judith, was nicht geht, geht nicht. Wenn die Kinder keinen Bock mehr haben oder nicht mehr können, weil es zu viel ist, dann ist es halt so! Wir sind KEINE Lehrer!“

Ich gehe schlagskaputt, aber wieder seelisch moralisch aufgebaut ins Bett.

Weiter zu Tag 8.

Judith

Künstlermanagerin, Lebensgestalterin, Familienmanagerin

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