Tag 2 – Mi, 13.01.21

Tag 2 – Mi, 13.01.21

Wir verschlafen. Okee, ich habe verschlafen. Sohn hätte um 08:30 Uhr einen Klassencall. Mit Druck meinerseits hätte er es noch schaffen können. Ich entscheide mich dagegen. Wir müssen hier eine friedliche Atmosphäre haben…

Dann wird es trotzdem doch noch stressiger. Tochter hat um 09:45 Uhr online Deutschunterricht. Sie frühstückt vorm Laptop, kurz bevor es los geht, ist sie fertig.

Sohn sitzt mir gegenüber und fängt sehr motiviert und fleissig an.
Ich schicke seiner Klassenlehrerin den eingescannten Ferienbericht, damit sie entscheiden kann, ob zwei Seiten mit zwei laaangen Sätzen reichen. Sie reichen nicht.
Nächste Mail: Den Mathe Onlineunterricht der Drittklässler macht er nicht mit, sondern morgen den der Viertklässler?
Ach ja, und noch eine Mail, in der ich mich entschuldige, dass wir verpennt haben (jaaa, ICH habe verpennt), muss ich ihr ja auch noch schreiben.
Boaaa, in kurzer Zeit schreibe ich der Klassenlehrerin drei Emails. PFFF.
Wenn das alle Eltern machen… Die armen Lehrer.

Sohn macht mittlerweile drüben Musikunterricht im Padlet, Tochter sitzt mir jetzt gegenüber. Sie ist nur am Motzen, hat keine Lust, erzählt mir, dass sie sich nicht konzentrieren kann. Sie macht gerade mal das erste Arbeitsblatt für heute.
*seufz

Wir führen ein ernstes Gespräch, ob wir das jetzt die nächsten Wochen so weiter machen wollen.  Ich spiele ihr die begeistere Sprachnachricht von ihrer Lehrerin von gestern vor (weil sie so toll alleine gearbeitet hat). Das motiviert sie, ZACK! Arbeitsblatt fertig.

Bei der nächsten Aufgabe jammert sie schon wieder.

Sohn kommt rein, auf seinem Wochenplan für die Drittklässler stehen die Matheaufgaben der Drittklässler. Er braucht aber die Matheaufgaben der Viertklässler. Ich schreibe wieder eine Email an seine Lehrerin. Komme dann aber auf die schlaue Idee, die Aufgaben selbst aus dem Padlet-Plan der Viertklässler rauszuschreiben… Die Mail an die Lehrerin hätte ich ihr und mir ersparen können.

Es ist 11:00 Uhr, ich habe noch keinen Strich gearbeitet, kurz überlege ich zu heulen.

Dadurch das Tochter mir gegenüber sitzt, stelle ich fest, dass sie das „d“ und das „b“ verwechselt beim Lesen. Ich schreibe ihrer Lehrerin und frage, ob es eine Eselsbrücke dafür gibt. Gibt es.
Dass Tochter manchmal Wörter falsch liest, also die Buchstaben in der falschen Reihenfolge, liegt hoffentlich an der fehlenden Übung der letzten Wochen. Ich will nicht auch noch täglich lesen mit ihr üben. Die Zahlenhäuser reichen mir schon.

Die 4er Matheaufgaben für Sohn besteht aus einer Vorder- und Rückseite. Im Padlet ist aber nur die Vorderseite, in der Mappe der Lehrerin für ihn sind aber nur die 3er Matheaufgaben. Sohn schreit mich an, weil ich alles falsch machen würde. Jetzt bin ich kurz genervt, dass seine Lehrerin anscheinend vergessen hat, dass er diese „Zwitter-Rolle“ hat. Aber nur kurz. Nobody is perfect.
Ich atme.
Ich bleibe ruhig, erkläre ihm, dass das so nicht geht. Die Situation eskaliert.

Es ist 11:45 Uhr, ich sitze oben in der Küche und heule.
Rede mit Frank. Er steht vor mir, sieht nicht gut aus, er hat Schmerzen. Ich gucke in den Kalender und stelle fest, dass er um 16:000 Uhr einen wichtigen Video-Call hat.
Ich atme durch und sage zu ihm „Sieh Du zu, dass Du fit wirst, ich schaffe das mit den Kindern.“

Gehe wieder runter und mache einen Sitzkreis mit den Kindern. Rede ganz ruhig, erkläre ihnen, dass die Lockdownsituation scheiße ist, dass wir jetzt zusammenhalten müssen, dass Schule nun mal leider ihr Job ist.
Dass ich heute noch keinen einzigen Strich an Arbeit gemacht habe.
Dass Papa schlimme Magenproblem hat, jetzt gerade versucht, fit zu werden (den Einsatz von Schmerzmitteln erkläre ich nicht), damit er diesen einen wichtigen Videocall machen kann.
Dass wir an einem Strang ziehen müssen.
Gruppenkuscheln, alle gehen befriedet wieder an die Arbeit.

Zwischenzeitlich ist über die Klassengruppe von einer anderen Mutter die Rückseite per WhatsApp gekommen.

Sohn fragt mich, ob er echt auch noch die Rückseite des Mathe-AB machen soll. Ich finde auch, dass das echt viel ist, habe gerade auch keinen Bock mehr und sage „Ach, weisst Du was. Mach einfach nur die Vorderseite.“
Er ist Drittklässler, der Mathe der 4. Klasse macht. Er wird nix verpassen.

Tochter sitzt drüben und soll die 12 Monate auswendig lernen. Mithilfe des Liedes „die Jahresuhr“ von Rolf Zuchkowski und einem „Sendung mit der Maus“ Video.
Ich geh mal gucken, ob das klappt.
Es klappt nicht.
Sie guckt irgendwelche anderen „Sendungen mit der Maus“ …

Sohn ist fertig und singt jetzt mit ihr 5x LAUT „die Jahresuhr“.
Es ist 12:30 Uhr, wir sind quasi mit allem durch für heute. Bis auf die 12 Monate. Auswendig kann sie die noch nicht. Wir singen einfach die nächsten Tage weiter.

Ich schicke die beiden jetzt hoch und schaffe es tatsächlich noch 2 Stündchen zu arbeiten.

Das Nachmittagsprogramm für die beiden besteht darin, mit mir zusammen mit dem Auto zur Post und zum Einkaufen zu fahren.

Ach ja, und zu einem Freund von Sohn zu fahren, um ihm mit viel Abstand eine Geburtstagsständchen zu singen. Kindergeburtstage in Lockdownzeiten sind einfach kagge, weil „einsam“. Zuhause setze ich mich endlich mal hin. Und lese eine halbe Stunde „Die Bunte“. Zu mehr reicht es nicht. Also, was Schlaueres kann und will ich nicht lesen. Auch keine Nachrichten heute!

Den Kindern muss ich immer und immer und immer wieder sagen: „Bitte nicht auf dem Boden rumspringen und rumschreien. Papa hat unten einen wichtigen Videocall.“
PFFF.
*augenverdreh

Dann hänge ich noch die 2. und 3. Waschmaschine für heute auf, die Kinder sortieren/falten eine Ladung. Das machen sie echt toll.

Beim Abendessen dann nochmal eine kleine Eskalation meinerseits, aber wir alle bekommen die Kurve. Ich glaube, ich bin durch.

Ich schreibe noch ein paar Zeilen hier hin und ab ins Bett!

Weiter zu Tag 3.

Judith

Künstlermanagerin, Lebensgestalterin, Familienmanagerin

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